Snowed In With You 2/2

Snowed In With You 2/2

Madison seufzte in die plötzliche Stille hinein. „Na toll. Scheint, als wären deine explosiven Witze zu viel für das Stromnetz gewesen.“ Ihre Stimme trug einen sarkastischen Unterton, doch sie rutschte instinktiv näher an Chris heran, als das Geräusch des Windes lauter zu werden schien. Die Dunkelheit ließ die Hütte noch kleiner wirken, die einzigen Lichtpunkte waren die glimmenden Scheite im Kamin.

Chris grinste schief, das Flackern des Kamins ließ die Schatten auf seinem Gesicht tanzen. „Weißt du, Madison, ich habe gehört, dass das Stromnetz hier in Maine empfindlich auf schlechte Witze reagiert. Ich sollte das vielleicht als Kompliment nehmen.“

Madison lachte, doch ihre Arme verschränkten sich enger um ihren Körper. Chris stattdessen ließ den Schalk aus seinen Augen weichen und beugte sich ein Stück vor, um ihr in die Augen zu sehen. „Hey,“ begann er leise, seine Stimme jetzt sanfter, „alles okay? Es ist nur der Wind. Der macht hier manchmal eine Show, aber mehr nicht. Ich verspreche, die Hütte hält das aus.

„Na klar,“ murmelte Madison, doch ihre Stimme klang weniger überzeugt, als sie es gerne hätte. Sie starrte in die tanzenden Flammen, deren Wärme nicht ganz den kalten Schauer vertreiben konnte, der über ihren Rücken lief. Der Wind heulte um die Hütte, als wollte er sie herausfordern, und jedes Ächzen der alten Balken ließ ihr Herz ein kleines bisschen schneller schlagen.

Chris rückte näher, ließ jedoch genug Abstand, um sie nicht einzuengen. Er griff nach der Decke, die über der Sofalehne lag, und legte sie ihr sanft über die Schultern. „Du brauchst dich hier wirklich nicht zu fürchten,“ sagte er, und seine Stimme hatte einen beruhigenden, fast melodischen Klang. „Diese Hütte hat schon schlimmere Stürme überstanden denk ich, und ich auch.“

Sein Blick suchte ihren, und als Madison schließlich zu ihm aufsah, bemerkte sie die Ernsthaftigkeit in seinen Augen. Es war keine leere Beruhigung, sondern eine stille Zuversicht, die ihr einen Anker bot, wenn auch nur für einen Moment. Sie atmete tief durch und zwang sich zu einem schwachen Lächeln.

„Na gut,“ gab sie zu, „aber wenn das Dach doch abhebt, werde ich dich daran erinnern, dass du mir das versprochen hast.“

Chris lachte leise, ein warmer, rauer Klang, der in der stillen Hütte hängen blieb. „Deal“, sagte er und lehnte sich etwas zurück, wobei sein Blick auf die Flammen im Kamin fiel. Eine Weile sagte er nichts, und Madison spürte die Veränderung in seiner Haltung – weniger der lässige, selbstbewusste Chris, mehr etwas Nachdenkliches, fast Verletzliches.

„Weißt du, warum ich so viele doofe Witze mache?“ begann er schließlich, ohne sie anzusehen. Seine Stimme hatte einen anderen Klang, eine Spur von Ernsthaftigkeit, die sie nicht von ihm gewohnt war. „Es ist nicht nur, weil ich ein so unschlagbares Talent dafür habe.“ Ein schwaches Grinsen zog über seine Lippen, aber es erreichte nicht ganz seine Augen. „Es ist, na ja, eine Art… Selbstschutz. Humor ist einfacher als… als sich den wirklich harten Dingen zu stellen.“

Madison neigte leicht den Kopf, überrascht von dieser plötzlichen Offenheit. Sie wollte etwas sagen, doch sie hatte das Gefühl, dass er mehr loswerden wollte, und so blieb sie still.

Chris fuhr fort, seine Stimme ruhiger, fast wie eine vertrauliche Flüsterei: „Ich war nicht immer so. Früher, als Kind, da war ich eher ruhig, hab viel gegrübelt. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass die Leute sich wohler fühlen, wenn ich sie zum Lachen bringe. Und wenn sie lachen, dann sehen sie nicht so genau hin.

Chris ließ den Blick weiterhin auf die Flammen gerichtet, als würde er dort die richtigen Worte suchen. „Weißt du, ich bin hier in Maine geblieben, weil…“ Er hielt inne, seine Stimme beinahe ein Flüstern, „weil hier alles immer gleich ist. Die Leute, die Landschaft, sogar der Geruch von Salz und Kiefern in der Luft. Es verändert sich so wenig, dass ich manchmal das Gefühl habe, die Zeit steht still. Und das… brauche ich.“ Seine Augen flackerten kurz zu Madison, bevor er sie wieder abwandte. „Ich mag Abenteuer, klar. Reisen, neue Orte entdecken – das ist spannend. Aber am Ende will ich immer hierher zurück. Zu den vertrauten Gesichtern, den Straßen, die ich blind fahren könnte, und den kleinen Läden, in denen die Kassierer meinen Namen kennen.“

Er lehnte sich ein Stück weiter zurück, seine Schultern sanken, als würde er ein Stück Last von sich abwerfen. „Manchmal denke ich, dass ich das wie einen Anker brauche. Einen Ort, der mich hält, wenn alles andere zu viel wird. Es ist nicht nur die Heimat, weißt du? Es ist… Sicherheit. Beständigkeit. Ich meine, ich bin der Typ, der einen Blog über New England führt. Ich liebe es, die Welt da draußen zu sehen, aber ich glaube, ein Teil von mir hat immer Angst, dass ich eines Tages zurückkomme und irgendwas sich hier verändert hat. Und ich weiß nicht, ob ich das will.“

Er zog ein Bein an, stützte seinen Arm darauf und musterte die Flammen, die jetzt ruhiger loderten. „Die Leute denken immer, ich bin dieser Typ, der immer einen Witz auf Lager hat, der überall reinpasst und keine Angst hat vor Neuem. „Aber ehrlich? Manchmal macht mir das Neue Angst. Nicht, weil ich es nicht mag, sondern weil es mich daran erinnert, wie vergänglich alles ist. Hier in Maine, in Summer Haven, fühle ich mich wie in einer Zeitkapsel. Es ist, als könnte ich hier all die Dinge festhalten, die mir wichtig sind – die Erinnerungen, die Momente, die Menschen. Es ist ein bisschen so, als würde die Welt da draußen weitermachen, aber ich kann hier einen Schritt zurücktreten und durchatmen. Vielleicht ist das egoistisch, aber ich glaube, jeder braucht so einen Ort.

Madison sah ihn an, während die Flammen tanzten, und lächelte schwach. Es war kein Lächeln, das sie oft zeigte – eines, das eher von innen kam als für andere gedacht war. Einen Moment lang sagte sie nichts, als ob sie die richtigen Worte suchen müsste, um das, was sie sagen wollte, greifbar zu machen.

„Weißt du, ich habe das Schreiben immer geliebt, weil es mir geholfen hat, die Welt zu ordnen,“ begann sie schließlich leise. Ihre Stimme hatte einen weichen, nachdenklichen Ton, den Chris nicht oft gehört hatte. „Als Kind habe ich Geschichten geschrieben, um die Dinge zu verstehen, die ich nicht erklären konnte. Das hat mir Halt gegeben – ein bisschen so, wie du das mit deinem Blog beschreibst.“

Sie hielt inne, und ihre Augen wurden ein wenig glasig, aber sie schüttelte kaum merklich den Kopf, als wollte sie die aufsteigenden Tränen zurückdrängen. „Nach dem Tod meines Bruders habe ich versucht, weiterzuschreiben. Ich dachte, das wäre mein Anker. Aber es war, als wären all die Worte plötzlich verschwunden. Ich saß da, vor diesem leeren Bildschirm, und alles, was ich fühlte, war Leere. Keine Geschichten. Keine Bilder. Nichts.“

Sie wandte ihren Blick ab, schaute in die Flammen und schien in Gedanken zu versinken. „Es hat lange gedauert, bis ich verstanden habe, dass ich nicht nur ihn verloren hatte, sondern auch den Teil von mir, der sich sicher gefühlt hat. Der Teil, der geglaubt hat, dass die Welt beständig ist. Das Schreiben war nicht mehr mein Zufluchtsort, weil ich Angst hatte, dass es mich an all das erinnert, was ich verloren habe.“

Chris sah sie an, sagte aber nichts. Es war ein stilles Einverständnis zwischen ihnen, dass er ihr den Raum ließ, den sie brauchte.

„Deswegen bin ich hier,“ sagte Madison schließlich. „Weil ich dachte, wenn ich wieder hier bin, dann finde ich vielleicht auch diesen Teil von mir wieder. Vielleicht ist es, wie du sagst. Wir brauchen alle so einen Ort. Einen, an dem wir die Zeit ein bisschen anhalten können, nur für einen Moment.“

Sie lächelte wieder, dieses Mal ein wenig mutiger, und wandte sich ihm zu. „Vielleicht ist das hier auch für mich eine Zeitkapsel. Vielleicht finde ich hier die Worte wieder, die ich verloren habe. Und wenn nicht… dann ist es zumindest ein Ort, an dem ich atmen kann.“

Chris nickte, seine Augen weicher als zuvor. „Ich glaube, du wirst sie wiederfinden, Madison. Die Worte und die Sicherheit. Manche Dinge brauchen nur ihre Zeit.“

Ein energisches Klopfen an der Tür riss Madison und Chris aus ihrem Gespräch. Beide erstarrten für einen Moment, warfen sich einen fragenden Blick zu und lauschten, ob sie sich getäuscht hatten.

Chris stand auf und ging zu Tür. Bevor er sie öffnete, warf er einen Blick durch das Fenster daneben. „Das gibt’s doch nicht“, murmelte er. Mit einem Seufzen riss er die Tür auf, obwohl der Schnee in dicken Flocken fiel und eine starke Brise ins Haus fegte.

„Lindsay Lohan hat auch schon bessere Tage gesehen!“, sagte Chris trocken, als er James und seine Truppe vor der Tür erblickte.

James, mit einer Stirnlampe auf dem Kopf und einer Schaufel in der Hand, sah ihn irritiert an. „Ähm… was?“

Chris grinste schief. „Vergiss es. Ich bin froh, dass ihr hier seid!“

James hob die Hand und deutete auf sein Handy. „Ich habe ja auch deine Nachricht bekommen. Mit einer netten GPS-Markierung dazu. Dachte, es wäre dringend. Wir haben uns gleich auf den Weg gemacht, um euch zu retten. Hier sieht es ja aus, wie im Wintermärchen – aber das Märchen, bei dem alle sterben, wenn sie zu lange warten.“

Chris schob die Tür weiter auf und ließ die Gruppe eintreten, während sich Schnee und Kälte in den Flur drängten. James klopfte sich den Schnee von der Jacke und grinste verschmitzt.

„Wir haben den Weg bis zur Straße freigeräumt,“ erklärte er, während er seine Stirnlampe abnahm und sich umschaute. „Ihr solltet besser losfahren, bevor es wieder zuschneit. Hier draußen wird’s nämlich nicht besser.“

Chris nickte dankbar und schob sich eine Hand durch die Haare, die ein wenig vom Wind zerzaust waren. „Danke James. Ich schulde euch was.“

„Kein Thema,“ antwortete James lässig, während er sich gegen die Wand lehnte und Chris mit einem Augenzwinkern ansah. „Aber, hey – beim nächsten Mal suchst du dir vielleicht einen weniger aufregenden Plätzchen für ein Date aus, okay? Nicht, dass wir dich wieder retten müssen. Ich meine, Schneesturm und Date – interessante Kombination. Aber wenigstens wird sie sich daran erinnern.“

„Ich werde daran denken, James“, erwiderte Chris grinsend und klopfte seinem Freund freundschaftlich auf die Schulter. „Aber ernsthaft, danke nochmal. Ohne euch wären wir hier vermutlich eingeschneit.“

James winkte ab. „Ach, alles gut. Aber beeilt euch besser. Der Schnee hört nicht auf euch zu warten.“

„Wirklich, danke Mann“, sagte Chris ernsthaft. „Das nächste BBQ geht auf mich.“

„Das nehme ich beim Wort“, erwiderte James und winkte den beiden hinterher, während sie in das Auto stiegen.

Im Auto war es zuerst still, nur das leise Surren des Motors und das Knirschen des Schnees unter den Reifen waren zu hören. Chris stellte die Heizung etwas höher, und Madison lehnte sich mit einem Seufzen zurück.

Nach einer Weile brach Chris die Stille. „Also, ich denke, ich sollte 'Schneesturm-Dating' als neue Nische für meinen Blog aufnehmen. Was meinst du? So richtig mit Survival-Tipps und allem drum und dran.“

Madison schnaubte. „Oh, absolut. Und vergiss nicht, die Liste mit den Dingen, die man für ein romantisches Abenteuer in der Wildnis nicht mitbringen sollte, zu ergänzen.“

Chris grinste breit und deutete dramatisch auf sich selbst. „Weißt du, ich hätte dich ja lieber selbst gerettet – aber das muss ich mir wohl für ein anderes Mal aufheben.“

Madison lachte, schüttelte den Kopf und sagte trocken: „Da ist er ja wieder, Hashtag Maine Man.“

Als sie die Einfahrt zu Chris’ Loft erreichten, drehte Madison vorsichtig das Lenkrad, um in die Parkbucht zu schwenken. Die großen Fenster des Lofts strahlten ein warmes, goldenes Licht aus, das sich in der Schneedecke davor spiegelte.

Chris öffnete die Autotür, stieg aus und schaute noch einmal in den Wagen, um Madison zu verabschieden. „Was für ein Abend – Schneechaos, eingeschneit in einer Hütte und heldenhaft von James und seinen Jungs gerettet. 'Stürmisch' hätte ich mir bei diesem Date ehrlich gesagt anders vorgestellt… aber ich nehme vorerst das, was ich kriegen kann.“

Madison lachte, schüttelte den Kopf und spielte mit dem Gedanken, ihm eine sarkastische Antwort zu geben, doch etwas in seinem Blick hielt sie auf. Es war nicht nur der Humor, sondern auch ein Hauch von Ehrlichkeit, der sie überraschte.

„Also, vorerst zufrieden, ja?“ Sie legte betont den Kopf schief. „Das klingt, als hättest du noch große Pläne, Maine Man.“

Chris zuckte die Schultern, sein Lächeln wurde etwas weicher. „Vielleicht. Aber du bist diejenige, die mich nach Hause gefahren hat. Ich glaube, du hast mehr Kontrolle über diese Pläne, als du denkst.“

Madison schaltete den Motor aus und löste den Sicherheitsgurt, bevor sie ebenfalls aus dem Auto stieg, um sich von Chris zu verabschieden.

„Über den Titel Superheld und Snack Sherpa müssen wir aber nochmal reden,“ sagte sie mit einem schiefen Lächeln, das ihre Augen zum Leuchten brachte.

„Weißt du, ich war tatsächlich ein bisschen hin- und hergerissen. Ich habe ernsthaft überlegt, ob ich in bester Superhelden-Manier meine Jacke opfere, um dich heldenhaft zu wärmen. Aber…“ Er machte eine Pause, ließ die Worte kurz wirken und schenkte ihr dann ein entwaffnendes Lächeln. „Ich habe mich für die Gentleman-Variante entschieden. Kein unnötiges Drama, keine peinlichen Posen. Ich dachte mir, ich verzichte auf den Titel und setze lieber auf langfristige Strategien.“

„Langfristige Strategien?“ Madison musterte ihn skeptisch, ein Lächeln, das sie nicht unterdrücken konnte, spielte um ihre Lippen.

„Klar,“ sagte Chris und kam ein paar Schritte näher, bis nur noch die kalte Nachtluft zwischen ihnen stand. „Der Titel Superheld bringt mich vielleicht durch eine frostige Nacht. Aber der Titel 'Typ mit Stil und einem großartigen Sinn für Snacks' könnte mich zu einem weiteren Date führen. Und da würde ich dann natürlich mein ganzes Können als Snack Sherpa unter Beweis stellen.“

„Oh, ein weiteres Date also?“ Madisons Augen funkelten, und sie zog den Schal enger um sich, als würde er sie vor seinem durchtriebenen Charme schützen können. „Das setzt aber voraus, dass du mich wirklich beeindruckst. Und nur Snacks werden da nicht reichen.“ Ihre Stimme klang spielerisch, doch die Herausforderung lag deutlich in ihren Worten.

Chris grinste und trat einen Schritt näher, seine Hände tief in den Taschen seiner Jacke vergraben. „Kein Druck, huh?“ Er ließ seinen Blick über ihr Gesicht gleiten, als ob er jedes Detail in sich aufnehmen wollte. Dann lehnte er sich langsam vor, bis ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Madisons Herzschlag beschleunigte sich, und für einen Moment hielt sie die Luft an, sicher, dass er sie küssen würde. Doch kurz bevor sich ihre Lippen berührten, stoppte Chris und flüsterte mit einem verschmitzten Lächeln:

„Ich glaube, ich spare mir meinen Superhelden-Moment fürs nächste Mal. Freitag, 20 Uhr, hier bei mir – und bring den besten Wein mit, den du finden kannst.“

Madison blinzelte, überrascht von seinem selbstbewussten Ton. Bevor sie etwas erwidern konnte, zwinkerte er ihr zu, drehte sich um und ging davon, als wäre die Welt sein persönlicher Laufsteg.

„Der beste Wein, huh?“ murmelte sie vor sich hin und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Die Herausforderung, die sie ihm gestellt hatte, war offenbar längst erwidert. Und plötzlich erschien der Freitagabend wie der spannendste Moment der Woche…

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