A Family Christmas 1/2
Die Morgensonne tauchte Summer Haven in ein goldenes Licht, das sich in den Eiskristallen an den Fenstern brach. Madison zog ihren dicken Cardigan enger um sich, während sie eine dampfende Tasse Kaffee in den Händen hielt und aus dem Fenster ihres Cottages blickte. Die Welt war still, fast magisch – wie eine Schneekugel, die man gerade erst geschüttelt hatte. Sie hatte sich darauf eingestellt, den Tag ruhig und allein zu beginnen, bevor sie am Abend zu Chris und seiner Familie gehen würde. Doch plötzlich klopfte es an der Tür.
Mit einem Stirnrunzeln stellte Madison die Tasse ab und zog ihre Pantoffeln an. Wer konnte das sein, so früh am Morgen? Als sie die Tür öffnete, verschlug es ihr die Sprache. Da standen sie – ihre Eltern. Ihr Vater hielt einen kleinen Koffer in der einen Hand und mit der anderen stützte er sich auf einen Gehstock, den er offensichtlich widerwillig benutzte. Ihre Mutter hatte die Augen voller Tränen und hielt eine Schachtel mit frisch gebackenen Keksen.
„Frohe Weihnachten, Schatz“, sagte ihr Vater, ein entschuldigendes Lächeln auf den Lippen. „Ich konnte den Gedanken einfach nicht ertragen, dass du hier allein bist. Bandscheibenvorfall hin oder her, ich wollte dich sehen.“ Seine Stimme brach leicht, und Madison fühlte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Sie stürzte sich in seine Arme, vorsichtig, um ihm nicht wehzutun, und dann in die ihrer Mutter. Der Duft von Zimt und Nelken hing an ihrer Kleidung – der Duft von Zuhause.
Madison zog die Stirn kraus und sah ihre Eltern ungläubig an. „Wartet mal – ihr seid extra aus Florida hierhergekommen? Wie in aller Welt habt ihr das geschafft? Wir haben doch gestern noch telefoniert. Und Das, was ist mit deinem Rücken?“ Ihre Stimme schwankte zwischen Überraschung und Besorgnis, während sie die plötzliche Anwesenheit ihrer Eltern zu begreifen versuchte.
Ihr Vater hob den Gehstock leicht an und grinste entschuldigend. „Fliegen war die einzige Möglichkeit. Wir sind bis nach Boston geflogen, und von dort haben wir uns ein Auto gemietet.“ Er rieb sich kurz den unteren Rücken, fügte dann aber mit einem Zwinkern hinzu: „Ich gebe zu, die Sitze im Flugzeug waren nicht gerade ein Wellness-Erlebnis, aber für dich war es das allemal wert.“
„Und was das Schlafen angeht“, fügte ihre Mom hinzu, während sie ihre dicke Reisetasche abstellte, „Wir haben uns ein AirBNB gemietet und sind gestern Abend angekommen. Wir wollten dich heute Morgen überraschen.“ Ihre Stimme war warm, und ihre Augen glänzten vor Freude.
Madison schüttelte den Kopf und lachte leise, während sie ihre Eltern ansah. „Ihr seid wirklich unglaublich.“ Sie trat einen Schritt zur Seite und hielt die Tür weit auf. „Kommt erstmal rein, bevor ihr euch den Hintern abfriert. Es ist doch kein Florida hier!“
Ihre Eltern traten ein, und sofort erfüllte der vertraute Duft von Zimtkerzen und frisch gebrühtem Kaffee den Raum. Madison nahm ihrem Vater den Gehstock ab und half ihm aus seinem Mantel, während ihre Mutter bereits neugierig die Einrichtung des kleinen Cottages betrachtete. „Setzt euch, ich mache uns allen erstmal einen Tee“, sagte Madison und ging in die Küche, wo sie begann, eine Kanne Wasser aufzusetzen und drei Tassen auf ein Tablett zu stellen.
Kaum hatte ihr Vater Platz auf dem gemütlichen Sofa genommen, begann er schon zu plappern. „Das ist wirklich ein tolles Häuschen, Maddie. Hier hast du also die letzten drei Monate verbracht? Ich muss sagen, du hast dir eine wunderschöne Ecke ausgesucht. Der Ausblick, die Ruhe – kein Wunder, dass du hier geblieben bist.“ Er schaute sich aufmerksam um, als würde er jeden Moment aufsaugen. „Und diese Holzverkleidung! Das erinnert mich ein bisschen an unser altes Ferienhaus hier. Weißt du noch?“
Madison brachte das Tablett mit den dampfenden Teetassen ins Wohnzimmer und lächelte, während sie die Tassen verteilte. „Ich weiß noch. Du hast dich immer beschwert, dass die Fenster nicht dicht waren.“ Sie setzte sich in einen Sessel und wickelte die Hände um ihre eigene Tasse. „Aber ja, es ist wirklich schön hier. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich irgendwo so schnell zu Hause fühlen würde.“
Madison unterhielt sich noch eine ganze Weile mit ihren Eltern. Sie tauschten Erinnerungen aus, lachten über alte Geschichten und sprachen darüber, wie ungewöhnlich dieses Jahr doch verlaufen war. Ihr Vater erzählte in seiner typischen, lebhaften Art von den kleinen Herausforderungen während der Reise – von der Suche nach dem richtigen Gate in Florida bis zur holprigen Fahrt über die vereisten Straßen von Maine. Ihre Mutter hingegen war vor allem damit beschäftigt, sicherzustellen, dass Madison genügend gegessen hatte und sich warm genug anzog.
Die Zeit verflog, und Madison war so in das Gespräch vertieft, dass sie gar nicht bemerkte, wie spät es wurde. Schließlich stellte sie ihre leere Teetasse ab und lächelte entschuldigend. „Ich muss Chris erstmal anrufen und ihm Bescheid geben, dass ihr da seid. Ich war eigentlich heute zu ihnen eingeladen.“
Ihre Mutter hob überrascht die Augenbrauen. „Oh, wir wollen dir nicht dazwischenfunken, Maddie. Es ist schon genug, dass wir dich heute Morgen überrascht haben.“
Madison griff nach ihrem Handy und wählte Chris’ Nummer. Es dauerte nur einen Moment, bis er ranging, seine Stimme warm und fröhlich wie immer. „Hey Madison! Alles okay?“
„Ja, alles bestens“, sagte sie und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. „Meine Eltern haben mich heute früh hier im Cottage überrascht. Sie standen einfach so vor meiner Tür. Ich wollte fragen, ob es in Ordnung wäre, wenn sie heute Abend mitkommen. Ich weiß, es ist ziemlich kurzfristig.“
Chris lachte herzlich. „Das ist ja großartig. Natürlich ist das in Ordnung! Bring sie mit – je mehr, desto besser. Meine Mom hat genug Essen gemacht, um ganz Summer Haven zu versorgen. Deine Eltern sind herzlich willkommen.“
Madison spürte, wie sich Erleichterung und Freude in ihrer Brust ausbreiteten. „Danke, Chris. Das bedeutet mir wirklich viel.“
„Es ist Weihnachten“, sagte Chris schlicht. „Wir sehen uns später, Maddie. Und sag deinen Eltern schon mal, dass wir uns auf sie freuen.“
Madison legte auf und wandte sich an ihre Eltern, ein breites Lächeln auf dem Gesicht. „Chris hat gesagt, ihr seid herzlich eingeladen. Also, wie sieht’s aus? Habt ihr Lust, ein bisschen Summer Haven-Charme zu erleben?“
Madisons Vater lehnte sich zurück und lächelte zufrieden. „Das klingt wunderbar, Maddie. Aber bevor wir Summer Haven-Charme erleben, sollten wir erstmal zurück ins AirBNB fahren und uns hübsch machen für diesen besonderen Abend.“
Madison lachte und nickte. „Dad, du bist immer hübsch, der best aussehenste Mann in ganz New England. Also, ich hole euch um 17 Uhr ab, okay? Dann fahren wir gemeinsam zu Chris.“
Ihre Mutter stand auf und schob sich den Mantel über die Schultern. „Perfekt. Und vielleicht bringe ich die Kekse noch schnell in die richtige Form. Einige haben die Reise nicht ganz unbeschadet überstanden.“ Sie grinste dabei und klopfte auf die Schachtel.
„Mom, glaub mir, niemand wird sich daran stören“, sagte Madison mit einem warmen Lächeln, während sie ihren Eltern zur Tür folgte.
Als ihre Eltern in ihr Auto stiegen, winkte Madison ihnen nach, bevor sie wieder ins Cottage zurückkehrte. Sie hatte noch ein paar Stunden Zeit, und obwohl sie sich auf den Abend freute, fühlte sie sich ein wenig nervös. Es war eine Sache, Weihnachten mit Chris und seiner Familie zu feiern, aber ihre Eltern dabei zu haben, machte es noch bedeutungsvoller.
Um 17 Uhr stand Madison pünktlich vor dem kleinen, gemütlichen AirBNB, das ihre Eltern sich ausgesucht hatten. Sie hupte einmal, und ihre Mutter kam mit einem breiten Lächeln und einigen Geschenktüten in der Hand aus der Tür, gefolgt von ihrem Vater, der diesmal ohne Gehstock unterwegs war. „Ich werde ihn für den Abend nicht brauchen“, erklärte er, als Madison ihn fragend ansah.
Madison öffnete die Autotür für ihre Mutter, die vorsichtig die Geschenktüten auf dem Rücksitz verstaute. „Das sind ja eine Menge Geschenke“, bemerkte Madison mit einem Lächeln.
„Oh, nur Kleinigkeiten für Chris und seine Familie“, sagte ihre Mutter und setzte sich auf den Beifahrersitz. „Ich konnte nicht einfach mit leeren Händen kommen. Dein Vater ist im Haus geblieben – aus offensichtlichen Gründen, also bin ich allein losgezogen. Es war ein schöner Spaziergang durch das Städtchen. So viele Erinnerungen sind wieder lebendig geworden.“
Madison lächelte, während sie den Wagen wendete und langsam durch die schneebedeckten Straßen Summer Havens fuhr. Die Lichterketten, die die kleinen Häuschen schmückten, tauchten die Szenerie in ein warmes, goldenes Leuchten. Es fühlte sich an wie eine Postkarte, die zum Leben erwacht war. Ihre Mutter schien in Gedanken versunken und schaute aus dem Fenster, während ihr Vater sich leise räusperte.
„Ich muss sagen, Maddie, ich bin gespannt, Chris endlich kennenzulernen. Er scheint ein wirklich netter Kerl zu sein, wenn ich höre, wie du von ihm erzählst.“
Madison spürte, wie ihre Wangen leicht erröteten. „Er ist… wirklich großartig. Und ich glaube, ihr werdet ihn mögen. Seine Familie ist so herzlich – es wird euch gefallen.“
Als sie bei Chris ankamen, war es bereits vollständig dunkel, aber das Haus, in dem er wohnte, strahlte eine warme, einladende Atmosphäre aus. Die Lichter am Dach glitzerten, und aus den Fenstern fiel ein gemütliches Leuchten nach draußen. Noch bevor Madison den Motor ausgestellt hatte, öffnete sich die Haustür, und Chris trat heraus, gefolgt von Olivia, die eine Schürze trug und ein strahlendes Lächeln aufgesetzt hatte.
„Da seid ihr ja! Willkommen, willkommen!“ rief Olivia und winkte ihnen eifrig zu. Chris ging auf den Wagen zu und öffnete die Tür, bevor Madison es tun konnte.
„Frohe Weihnachten! Kommt rein, es ist kalt!“ sagte er und half zuerst Madisons Mutter aus dem Auto, dann ihrem Vater. „Ihr müsst Madisons Eltern sein. Ich bin Chris, es ist so schön, euch kennenzulernen.“
„Frohe Weihnachten“, sagte Madisons Mutter herzlich und drückte Chris’ Hand. „Danke, dass wir so spontan mitfeiern dürfen. Es ist wirklich schön hier.“
„Freut mich sehr, Sie kennenzulernen“, fügte Madisons Vater hinzu, während er Chris mit festem Händedruck begrüßte. „Madison hat nur Gutes über Sie erzählt.“
Chris grinste und zwinkerte Madison zu, die hinter ihren Eltern stand und die Szene beobachtete. „Das beruht ganz auf Gegenseitigkeit.“
Die Familie trat gemeinsam ins Haus, wo der Duft von gebratenem Truthahn, frischen Brötchen und süßen Gewürzen die Luft erfüllte. Das Wohnzimmer war festlich geschmückt, mit einem großen Weihnachtsbaum, dessen Lichter im Rhythmus eines leisen Weihnachtslieds flackerten.
„Fühlt euch wie zu Hause“, sagte Chris, während er Madisons Mantel abnahm. „Wir freuen uns, dass ihr hier seid.“
Madison spürte, wie sich eine warme, wohltuende Zufriedenheit in ihrer Brust ausbreitete. Dieser Abend würde unvergesslich werden – nicht nur wegen des Essens oder der festlichen Stimmung, sondern wegen der Menschen, die sie umgaben.
Chris lächelte, während er den Mantel an die Garderobe hängte, und wandte sich dann an Madisons Eltern. „Meine beiden Brüder kommen auch gleich mit ihren Familien. Es wird also ein voller Tisch, aber das gehört zu Weihnachten, oder? Ryan kommt mit seiner Frau Lisa und den beiden Kindern, Emma und Noah. Die beiden sind echte Energiebündel, also macht euch auf etwas Lärm gefasst.“
Madisons Mutter lächelte. „Das klingt herrlich. Kinder bringen so viel Leben in die Feiertage.“
Chris grinste. „Wartet, bis ihr Mark und Oliver kennenlernt. Mark ist der Mittlere von uns Brüdern, und bringt seinen Lebensgefährten Oliver mit. Sie sind erst gestern aus Portland angekommen und bringen vermutlich wieder viel zu viel Essen und Wein mit. Mark sagt immer, dass er auf Nummer sicher gehen will, falls jemand verhungert.“
Madison lachte leise. „Klingt, als wären wir in bester Gesellschaft.“
„Definitiv“, sagte Chris, bevor Olivia aus der Küche rief: „Chris, kannst du bitte den Tisch fertig machen? Unsere Gäste brauchen schließlich einen Platz zum Essen!“
„Bin schon unterwegs!“ rief er zurück, dann wandte er sich an Madison und ihre Eltern. „Setzt euch doch schon mal, macht es euch bequem. Das Wohnzimmer gehört euch – ich muss kurz den Esstisch vorbereiten. Und wenn ihr irgendetwas braucht, lasst es mich wissen.“
Madison führte ihre Eltern ins Wohnzimmer, wo sie sich auf das gemütliche Sofa setzten und die festliche Atmosphäre in sich aufnahmen. Die funkelnden Lichter des Baumes, der Duft von Gewürzen und das leise Murmeln aus der Küche ließen alles wie eine Filmszene wirken.
Kaum hatten Madison und ihre Eltern es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht, hörten sie draußen das Geräusch von Autotüren, gefolgt von aufgeregtem Stimmengewirr und hastigen Schritten auf dem verschneiten Gehweg. Noch bevor jemand zur Tür gehen konnte, flog sie auf – Ryan und Lisa traten ein, ihre Wangen rot vor der Kälte, dicht gefolgt von den Kindern Emma und Noah, die direkt losstürmten.
„Onkel Chris! Wir haben dich so vermisst!“ schrien die beiden gleichzeitig, während sie mit ausgestreckten Armen auf ihn zuliefen.
Chris, der gerade einen Stapel Servietten in der Hand hielt, legte sie hastig auf den nächstgelegenen Tisch, bevor er sich in die Knie beugte, um die beiden zu empfangen. „Na los, kommt her, ihr kleinen Wirbelwinde!“
Die Kinder prallten mit voller Wucht auf ihn, warfen ihre Arme um seinen Hals und drückten ihn so fest, dass Chris das Gleichgewicht verlor. Mit einem lauten Lachen landeten alle drei auf dem Boden – Emma und Noah auf seinem Bauch, während Chris vor Lachen kaum atmen konnte.
„Na, das nenne ich mal eine Begrüßung!“ rief er, während er die beiden Kinder spielerisch kitzelte. Noah quietschte vor Vergnügen, und Emma versuchte, sich aus seinem Griff zu winden, was das Lachen im Raum nur noch verstärkte.
In diesem Moment traten auch Mark und Oliver ein, beide mit einer Flasche Wein in der einen Hand und einer großen Tüte mit Leckereien in der anderen. Mark hielt inne und betrachtete die Szene mit einem breiten Grinsen. „Es ist alles wie immer – alle lieben Chris.“
„Willkommen in unserer Familie“, sagte Chris, der immer noch am Boden lag, mit einem breiten Grinsen zu Madison. „Es wird laut, es wird chaotisch, aber ich verspreche dir – es wird auch das beste Weihnachtsfest.“